Am Ende des Regenbogens

15290734444_d440663e76_kEs war einmal ein alter Mann, der lebte ganz alleine im Wald in einer kleinen alten Hütte. Er war sehr unglücklich. Er hörte weder den Gesang der Vögel, noch spürte er den Hauch des Windes, der mit den Blättern spielte. Die Sonnenstrahlen auf seiner Haut nahm er nicht wahr. Selbst die Tiere des Waldes, die ihn zutraulich begrüßten, übersah er.

Den ganzen Tag kreisten seine Gedanken immer wieder um das gleiche Thema: Wieso geht die Prophezeiung der schönen Fee nicht in Erfüllung? Sie stand eine Stunde nach seiner Geburt an seiner Wiege, mit den Worten, die auch seine Mutter hörte: Am Ende des Regenbogens findest du einen unermesslich großen Schatz! Die Worte der Fee merkte sich die Mutter sehr gut und erzählte sie dem Jungen immer und immer wieder. Kaum war er alt genug, suchte er auf der ganzen Welt nach seinem Schatz.

Er war von Land zu Land gereist. Er hatte in den Bergen nach Edelsteinen, in den Flüssen nach Gold gesucht und er war nach versunkenen Schiffen auf den Meeresgrund getaucht. Es war ein wildes, abenteuerliches Leben voller Ungeduld und Gier. Doch den Schatz, nein, den hat er nicht gefunden. Er war arm wie eine Kirchenmaus. Das Erbe, ein Wasserschloss, ging an seinen Bruder; denn er war ja nie daheim. Am Ende des Regenbogens? So ein Unsinn! – Pflegte er regelmäßig zu denken. So verging die Zeit, bis eines Tages etwas Wundervolles geschah: Tagelang hatte es geregnet und auf einmal kam die Sonne strahlend schön hervor. Der alte Mann saß zu dieser Zeit mit gesenktem Kopf vor seiner kaputten Hütte und zertrat wütend eine kleine Blume. Von einer Sekunde auf die andere änderte sich das Licht.

Der alte Mann schreckte auf und sah einen riesigen Regenbogen weit über die Baumgipfel reichend – vom Anfang des Waldes bis zu ihm in den schönsten und prächtigsten Farben. Ja – der alte Mann saß direkt am Ende des Regenbogens. Da kam ihm die Erleuchtung. Der Schatz am Ende des Regenbogens – war er selbst! Der alte Mann fing an zu weinen. Er ging in seine Hütte und weinte drei Tage und Nächte lang. Dann ging er hinaus und holte tief Luft; jetzt fühlte er sich erleichtert, glücklich und voller Lebensfreude.

Er sah auf dem Boden einen kleinen, auf dem Rücken liegenden Käfer. Er bückte sich und drehte ihn behutsam um. Dann blickte er hoch und nahm war, dass der Himmel leuchtend blau war. Da wusste er, dass ein langes, fröhliches Leben vor ihm lag.

-Norwegisches Märchen

Jeder entscheidet mit seinem Denken und Handeln wohin die Reise des Lebens führt.

Der Schatz am Ende des Regenbogens bist du!